Die Kerners – eine Familiengeschichte

Von Felix Huby und Hartwin Gromes

Das Zentrum der Kerners sind die drei Brüder Georg, Karl und Justinus, geboren in Ludwigsburg als Kinder des Oberamtmanns Christoph Ludwig Kerner und seiner Frau Friederike Stockmayer aus Stuttgart. Georg (1770-1812), zum Arzt ausgebildet auf der Hohen Karlsschule zu Stuttgart (wie vor ihm Friedrich Schiller), wurde, begeistert von der Französischen Revolution Diplomat in französischen Diensten und war unterwegs in halb Europa, bis er wegen Napoleons Abkehr von den revolutionären Idealen den Dienst quittierte und als Armenarzt und epochaler Neuerer des Impfwesens und der Geburtshilfe nach Hamburg ging. In seinem Todesjahr 1812 marschierte sein mittlerer Bruder, der spätere Freiherr Karl von Kerner (1775-1840), ebenfalls an der Hohen Karlsschule ausgebildet, als Generalquartiermeister des württembergischen Kontingents mit der Invasionsarmee Napoleons nach Moskau. Nach diesem Feldzug quittierte er den Militärdienst und war im Dienst des württembergischen Königs Innenminister und später Chef des Hüttenwesens und bewirtschaftete als Hobby ein Mustergut. Er verbrachte sein berufliches Leben in Stuttgart: Seine Enkelin Tony Schumacher (1848-1931), wurde eine der erfolgreichsten Jugendschriftstellerinnen (60 Bücher, einige davon noch in den siebziger Jahren des 20. Jahrhunderts verfilmt). Der dritte und populärste der Brüder ist Justinus (1786-1862), der in Tübingen Medizin studierte und als Assistenzarzt des Psychiatrieprofessors Autenrieth Hölderlin betreute. Er ist durch seine Gedichte berühmt geworden, durch die Württemberg-Hymne „Preisend mit viel schönen Reden“ und durch das Lied „Wohlauf noch getrunken den funkelnden Wein“, weswegen viel später ein Wein nach ihm benannt wurde, aber auch durch seine berufliche und literarische Beschäftigung mit Somnambulen. Das gesellige Kerner-Haus in Weinsberg, für das vor allem seine Frau, das Rickele, steht, hat sein Sohn Theobald (1817-1907) in dem viel gelesenen Buch „Das Kernerhaus und seine Gäste“ verewigt. Zu den Gästen gehörten u.a. Nikolaus Lenau, Ludwig Uhland aber auch Wilhelm Müller, der Dichter der von Schubert vertonten „Winterreise“. Theobald war, wie sein Onkel Georg, republikanisch gesinnt und beteiligte sich an der 48er Revolution, weshalb er eine zehnmonatige Festungshaft auf dem Hohenasperg verbüßte. Später eröffnete er in Cannstatt eine galvanische Praxis und wurde von demselben König, der ihn ins Gefängnis geschickt hatte, zum Leibarzt und Hofrat ernannt – was ihn aber nicht hinderte, weiterhin republikanische Gedichte zu schreiben.

Alle diese Geschichten von und über die Kerners werden in dem Roman erzählt. Die Autoren sind mit Württemberg verbunden, Felix Huby als echter Schwabe sowieso und Hartwin Gromes als Reingeschmeckter, der seit 1972 vor den Toren Stuttgarts in Ostfildern lebt.

„Die Kerners“ erschien im Frühjahrsprogramm im Verlag Klöpfer & Meyer.


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